Montag, 19. Juni 2017

Favoriten, Oida

U1-Verlängerung

U1-Ausbau: Höhere Wohnpreise und neue Grätzel

Ab September fährt die U1 bis nach Oberlaa. Dann ist die „rote Linie“ die längste der Stadt. Die Grätzel rund um die fünf neuen Stationen werden sich verändern. Gerade die Wohnungspreise in Favoriten sind im Wienvergleich stark gestiegen.
Die Verlängerung der Linie U1 ist fast abgeschlossen. 2012 wurde mit dem Bau begonnen, ab dem 2. September ist die U1 um 4,6 Kilometer länger. Anders als bei der Verlängerung der U2 in die Seestadt, handelt es sich diesmal um die U-Bahn-Erschließung von größtenteils bereits bebautem Gebiet. Dennoch ergeben sich rund um die neuen Stationen neue Möglichkeiten zur Nutzung.

Starker Mietpreisanstieg in Favoriten

Die erste neue Station nach dem Reumannplatz befindet sich an der Ecke zwischen Troststraße und Favoritenstraße. Die Fußgängerzone wird zwar nicht bis zu dieser Station verlängert, trotzdem wird sich die Favoritenstraße verändern. „Das sind immer die ganz großen Möglichkeiten, die die U-Bahn bietet“, sagt Gregor Stratil-Sauer von der zuständigen MA 18. Durch den Wegfall der Straßenbahnschienen soll mehr Platz für Fußgänger geschaffen und die Favoritenstraße attraktiver werden.
Eine Entwicklung mit Vor- und Nachteilen, wie es scheint, da sich die Belebung auch auf die Immobilienpreise auswirkt. „Zum Vergleich: In Wien sind die Eigentumspreise im letzten Jahr um drei Prozent und Mietpreise um zwei prozent gestiegen. In Favoriten ist es so, dass wir die doppelte Anstiegsrate gesehen haben“, sagt Reinhard Friedl von ImmobilienScout24.

Stadion und Fachhochschule erschlossen

Die nächste Station heißt „Altes Landgut“, befindet sich aber direkt am Verteilerkreis. 30 Meter ist sie unter der Erde und damit die tiefste, neu entstandene Station. Die Ausgänge richten sich nach den Projekten im Umfeld, erklärt Stratil-Sauer: „Speziell arbeiten wir natürlich intensiv mit den Wiener Linien zusammen, um die Stationen zu gestalten und zu schauen, wo wir da genau die Eingänge hinlegen.“ Vom Verteilerkreis soll man etwa die Generali Arena der Austria und den Fachhochschulcampus der FH Campus Wien erreichen.
Eigentlich hätte noch viel mehr dort entstehen können, erklärt Christoph Luchsinger von der Technischen Universität Wien: „Eine U-Bahn-Station, die neu dazukommt, ist immer ein Anziehungspunkt: fürs Kleingewerbe, für öffentlich wirksame Einrichtungen.“ Ursprünglich sollte nämlich auch am Verteilerkreis Neues entstehen. Gastronomie, Büros und die neue Asfinag-Zentrale waren geplant. Bei der Ausschreibung hat die Asfinag aber keine Angebote erhalten.

40.000 warteten seit 40 Jahren

Unterirdisch läuft die U1 dann noch zur Alaudagasse, wo sie die Per-Albin-Hansson-Siedlung erschließt. 40.000 Menschen leben dort, manche haben 40 Jahre sehnsüchtig auf die U-Bahn gewartet. Manche nicht mehr, wie eine Bewohnerin erzählt: „Nachdem ich in Pension bin, hätte mir die Bim auch gereicht. 1978 wäre ich heilfroh gewesen.“
Die Auswirkungen betreffen aber nicht nur die direkten Bewohner, erklärt Stratil-Sauer von der MA 18: „Es wird auch durchgehend einen breiten Radweg geben, der dann mit Zusatzprojekten von der Innenstadt bis nach Niederösterreich die sogenannte Radlangstrecke nach Süden bilden wird.“

Wohnbau in Oberlaa

Nach der Alaudastraße wird die U1 dann auch oberirdisch fahren und in Neulaa stoppen, ehe sie zur Endstation nach Oberlaa führt. Die gesamte Ausbaustrecke ist fünf Kilometer lange. In Oberlaa wird derzeit vor allem die Therme Oberlaa erschlossen, die täglich rund 2.000 Besucher hat.
Noch wohnen an der Endstation wenige Menschen, das ändert sich aber, sagt Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann: „Hier in Oberlaa sieht man wenn man über die Trasse schon einiges an Neubauten entstehen, die in den letzte Wochen herangewachsen sind.“ Freie Wohnungen gibt es jedoch kaum noch, die meisten sind schon belegt.
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