Sonntag, 5. Februar 2017

Dortmund gegen das Brauseprodukt

Steine, Blut und viel Wut


Die Formulierung "dreckiger Sieg" wird gern herangezogen, wenn eine Mannschaft trotz spielerischer Unterlegenheit gewinnen konnte. Borussia Dortmunds 1:0-Erfolg gegen RB Leipzig war keinesfalls dreckig, wohl aber schmutzig. Dafür sorgten die BVB-Fans im und vor dem Stadion.

Ein Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund ist immer eine ganz besondere Sache. Meist im positiven Sinne, schließlich bildet die sogenannte Gelbe Wand im BVB-Stadion den wohl beeindruckendsten Fanblock der Bundesliga. An Lob und Respektsbekundungen war bei den 8.000 mitgereisten Anhängern von RB Leipzig jedoch nicht zu denken. Auf deren Heimreise wurden auch nicht die 0:1-Niederlage oder das wegen Abseits nicht gegebene RB-Tor in der Nachspielzeit diskutiert. Thema in den Bussen und im Fanzug waren fast ausschließlich die Ausschreitungen im Vorfeld des Bundesliga-Spiels.

Gewalt gegen Frauen und Kinder

"Krass", "Wahnsinn" und "richtig übel" nannten viele der schon einiges an "Kritik" gewohnten RB-Fans die Ereignisse vor dem Stadion. Sie waren dort von "rund 350 Dortmunder Ultras und Problem-Fans" (Polizei-Sprecher) attackiert worden. Es flogen unter anderem Steine, Glasflaschen, und Leuchtraketen. Es wurde gepöbelt und geprügelt. Es gab blutende Platzwunden und ohnmächtig am Boden liegende Menschen. Es flossen Blut und Tränen. Laut RB-Fanverband landeten zehn Leipziger im Krankenhaus.
Im Bericht der Polizei Dortmund ist hinterher von einer "extremen Aggressivität und Gewaltbereitschaft der Dortmunder Anhängerschaft" die Rede. Dass die Vorkommnisse jenseits der üblichen Scharmützel lagen, zeigt eine andere Formulierung der Beamten: Die Gewalt habe sich gegen jede als Leipzig-Fan erkennbare Person gerichtet, "egal, ob es sich um kleine Kinder, Frauen oder Familien handelte".

Gebrochene Nase und "Juden"-Rufe

Einer der Attackierten war Daniel Berndt. "Ich wurde nur ans Knie getreten und habe einen Bierbecher abbekommen. Aber ich habe gesehen, wie einer von uns mit einer Glasflasche am Kopf getroffen wurde." Einem anderen RB-Fan sei mit einem Faustschlag die Nase gebrochen worden. Frauen und Kinder hätten sich hinter Autos und Trafokästen versteckt, um nicht getroffen zu werden. Die parallel dazu ablaufenden Pöbeleien seien da kaum noch der Rede wert. Allerdings twitterte der ebenfalls zu den RB-Fans zählende Linken-Stadtrat Sören Pellmann etwas schockiert, er sei angegriffen und als "Jude" bezeichnet worden.

Zu wenig Polizei?

Hätten die Ausschreitungen verhindert werden können? Die Polizei Dortmund wusste durch Szenekundige Beamte (SKB) schon im Vorfeld, dass sich am Samstag etwas zusammenbrauen würde und konnten deshalb eine geplante Blockade des RB-Teambusses verhindern. Was die Exzesse vor dem Stadion angeht, schüttelt sie mit dem Kopf. „Wir haben versucht, die Fans zu trennen. Wegen der Enge der Straße am Stadion Rote Erde ist das aber nicht mehr möglich“, betonte ein Sprecher.
RB-Fan Daniel Berndt sieht das anders: "Es gab praktisch keine Fantrennung. Und es war viel zu wenig Polizei da. Als unser riesiger Pulk am Stadion ankam, liefen höchstens acht Polizisten vornweg. Die konnten natürlich nichts machen." Aber auch der Heimweg sei völlig chaotisch verlaufen. Kein Polizist habe so richtig gewusst, wie die Fans wieder zu ihrem Sonderzug kommen sollen. "Die haben uns kreuz und quer geschickt. Am Ende wurden wir in eine U-Bahn-Station gelotst, wo wir auf ebenfalls abreisende BVB-Fans stießen. Die folgenden Rangeleien waren aber vergleichsweise harmlos."

Nachspiel wahrscheinlich

Für das alles kann der BVB nicht zur Verantwortung gezogen werden, denn es spielte sich außerhalb des Stadions ab. Um ein Nachspiel dürften die Schwarz-Gelben aber trotzdem nicht herum kommen. Denn laut TV-Sender sport1 wurde eine 30 cm lange Metallstange aufs Spielfeld geworfen. Hinzu kommt die vor allem aus teils deftigen Beleidigungen bestehende Banner-Parade auf der Südtribüne. Zu sehen waren dort auch Sprüche wie "Burn Out Ralle", "Richtig Behindert" oder "Bullen schlachten".
Groteskerweise stand das Ganze unter dem Hauptmotto "Für den Volkssport - Gegen die, die ihn zerstören!". Über "Volkssport Fußball" hielten Borussia-Fans ein großes gelbes Banner mit den Worten "Pflastersteine auf die Bullen!" und zogen damit die Verbindung zu den gewalttätigen Geschehnissen vor dem Spiel. Diese wurden im Internet auf Twitter und Facebook auch von einigen BVB-Anhängern deutlich kritisiert. Die Dortmunder Vereinsführung distanzierte sich am späten Sonntagmorgen: "Borussia Dortmund bedauert zutiefst, dass es zu Ausschreitungen auf dem Anreiseweg der Fans aus Leipzig gekommen ist. Der BVB verurteilt diese Gewalt aufs Schärfste!" Gemeinsam mit der Polizei sollen die Vorkommnisse nun aufgearbeitet werden.

Purer Hass gegen RB Leipzig – RB Fans in Dortmund angegriffen


Während die Leipziger Volkszeitung weiter gebetsmühlenartig ihre alltäglichen Lobeshymnen, vermeintlichen Umfragen und positiven Studien über den neuen künstlichen Verein aus Leipzig verbreitet, eskaliert die Situation allerdings im Bundesliga-Fußball immer mehr. Gestern gab es massive Übergriffe auf RB Fans beim Spiel in Dortmund. So berichtet die Polizei von einer „aggressiven Grundstimmung“ gegen alles was irgendwie mit Red Bull im Fußball zu tun hat –
(…) Es wurden insgesamt 28 Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstand sowie räuberischen Diebstahls gefertigt. Im Rahmen der Anmarschphase kam es im Bereich der Strobelallee, in Höhe des Stadions Rote Erde, zu massivem Bewurf mit Steinen und Dosen auf vorbeigehende Anhänger des RB Leipzig durch Anhänger von Borussia Dortmund. In diesem Zusammenhang wurden 2 Polizeibeamte und 2 Polizeibeamtinnen sowie ein Diensthund verletzt.
Insgesamt konnte eine extreme Aggressivität und Gewaltbereitschaft der Dortmunder Anhängerschaft gegenüber den Gästen festgestellt werden. Diese richtete sich gegen jede als Leipzigfan erkennbare Person, egal, ob es sich um kleine Kinder, Frauen oder Familien handelte. Nur durch das sehr konsequente Einschreiten der Polizeibeamtinnen und -beamten unter Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray konnten weitere Straftaten verhindert werden (…) Proteste gegen Red Bull Leipzig gehören zwar mittlerweile überall in den deutschen Stadien dazu, doch nun hat sich seit gestern die Situation deutlich verschärft. Angriffe auf Familien oder Kinder sind in keinster Weise zu rechtfertigen! Wird nun der DFB / DFL, welche den Einstieg des Brause-Milliardärs erst hierzulande ermöglichten, nun auch mit harten  Sanktionen gegen die Dortmunder Fans bzw. die Borussia reagieren? Und vor allem, woran wird sich das Strafmaß orientieren – an den harten Urteilen gegen bestimmte ostdeutsche Vereine für deutlich weniger?




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