Sonntag, 1. Januar 2017

Der am meisten dekorierte Soldat des Kaisers


Des Kaisers bester Soldat


Franz Kern

Franz Kern, Ehrenbürger von Ulrichsberg, war der höchstdekorierte Frontoffizier des Ersten Weltkriegs. Frei von Heldentümelei oder Verklärung des Krieges, nötigt sein von Tapferkeit und Kameradschaft geprägtes Leben bis heute Bewunderung ab.

Wenn man innen an der Westmauer des Ulrichsberger Friedhofs entlanggeht, findet man seine Ruhestätte - das Grab der Familie Kern. Im nächsten Jahr soll sie ein Ort des Gedenkens an den besten Soldaten des Kaisers sein. Dann jährt sich Franz Kerns Todstag zum 70. Mal. Geboren wurde er am 21. Mai 1892 in Erlach (Niederösterreich) als Sohn eines Steinmetzen. "Er entstammte einem alten Bauerngeschlecht aus Ulrichsberg", berichtet sein Großneffe Josef Kern (70) aus Traun, der sich die würdige Gestaltung des Gedenkjahres 2007 zur Aufgabe gemacht hat. Franz Kern rückte 1912 freiwillig zum k. k. Infanterieregiment Nr. 14 "Großherzog von Hessen" ein. Mit diesem ging er 1914 an die russische Front. In den Kämpfen bei Biorkow Mali zeichnete er sich im Herbst 1914 aus, als er als Erster in den feindlichen Graben eindrang. Dafür wurde ihm die Bronzene Tapferkeitsmedaille verliehen. Während der Durchbruchsoffensive bei Gorlice im Mai 1915 zeichnete er sich bei der Erstürmung der ersten russischen Stellungen und in den Folgegefechten aus. Sein Lohn war die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse. Sie wurde ihm ein weiteres Mal zuerkannt, als er bei Lublin mit seinem Regiment einen Kosakenangriff stoppte. Im Dezember 1915 kam Kern auf den Kriegsschauplatz in Südtirol. Es dauerte nicht lang, und die italienischen Militärs setzten auf ihn ein Kopfgeld aus. Im Frühjahr 1917 nahm er mit 40 Mann in der Val Sugana im Handstreich eine feindliche Infanteriekompanie gefangen. Dafür erhielt er das Militärverdienstkreuz 3. Klasse. Im Juni nahm er die von den Italienern besetzte Kuppe auf der Porta-Lepozze wiederum in einem nächtlichen Überraschungsangriff - auch dafür gab's einen Orden. Höchsten militärischen Ruhm erlangte er bei der 11. Isonzoschlacht im Herbst 1917, als er den Monte San Gabriele, den Zugang zu Triest, zurückeroberte. Die Italiener wurden im Nahkampf niedergemacht. Deren Artillerie verstärkte daraufhin das Feuer. Kerns Einheiten mussten sich im blutigen Morast über zerfetzte Körper ihren Weg bahnen. Am Ende hatte es Kern trotz schwerer Verwundung geschafft. Kaiser Karl heftete ihm dafür den Orden der Eisernen Krone 2. Klasse an die Brust - eine Auszeichnung, die eigentlich höheren Kommandeuren vorbehalten war. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie trat Franz Kern in die Bundesgendarmerie über, wo er es zum Oberstleutnant und Adjutanten von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg brachte. 1933 erhielt er den Maria-Theresien-Orden. Er starb am 11. Dezember 1937 in Wien an einem "Kriegsleiden". Sein Leichnam wurde in Ulrichsberg beigesetzt. Der Klang der sechs Tage zuvor von ihm gespendeten Christkönigsglocke begleitete ihn auf seinem letzten Weg. Sein einziger Sohn kam im 2. Weltkrieg als Kampfflieger der Wehrmacht ums Leben. Jedes Jahr legt das Land Oberösterreich an Franz Kerns Grab einen Kranz nieder. "Sein Einsatz stößt heute nicht mehr bei allen auf Verständnis", sagt sein Großneffe. Für Josef Kern steht aber außer Frage: "Er war ein Held, der fürs Vaterland sein Leben aufs Spiel gesetzt hat."

Auf Kerns Spuren
 
• Ehrengrab des Landes Oberösterreich in Ulrichsberg (der Grabstein stammt von Franz Kerns Vater)
• Kern-Straße in Ulrichsberg
• Christkönigsglocke in Ulrichsberg (gestiftet von Franz Kern)
• Ehrentag des "Hessen"-Regiments am 12. September (heute Panzer-Bataillon 14 in Wels)


Auszeichnungen:


Bronzene Tapferkeitsmedaille
Silberne Tapferkeitsmedaille Erster Klasse
Goldene Tapferkeitsmedaille
Militärverdienstkreuz 3. Klasse (zweimalige Verleihung)
Eiserne Krone Erster Klasse