Dienstag, 4. Oktober 2016

Meinung

Wenn die Dummheit fröhliche Umständ´ feiert

In einem Wiener Fussballforum gehen derzeit – wieder einmal – die Emotionen hoch. Zuschauerzahlen hier, schwache Schiedsrichterleistungen dort, dazwischen wird über die Fangruppen gesprochen – kurz und gut, es tut sich etwas in der virtuellen Welt des Wiener Fussballsports.

Da wären einmal die Zuschauerzahlen. Die sind jetzt nicht so prickelnd und jeder Verein könnte mehr davon haben. Einige dieser Vereine hätten sie sich verdient, weil sie gut geführt, erfolgreich, sympathisch etc. sind, einige haben ein hausgemachtes Problem. Ich will jetzt gar nicht so weit gehen, z.b. die Austria XIII als positives und die Gersthof als negatives Beispiel hinzustellen weils zu einfach wäre. Aber es stimmt schon, dass viel vom Umfeld und dem Auftreten der Vereine selber abhängt, ob man gerne oder weniger gerne zu einer Mannschaft geht. Die Eintrittspreise von 8 EURO für einen Erwachsenen sind ja auch kein Schnäppchen.

Was kann man dagegen tun ?

Eine aktive Fanpolitik ist der erste sinnvolle Schritt. Offenheit gegenüber jenen Menschen, die Woche für Woche das eigene Team unterstützen ist unabdingbar. Fans als lästiges Anhängsel anzusehen, das „halt da“ ist, ansonsten aber möglichst unsichtbar aufzutreten ist nicht der richtige Weg. Wir sind nicht mehr in der Mitte des 20. Jahrhunderts sondern bereits im 21. Die Leute verhalten sich anders als vor 50, 60 Jahren. Wenn sich die Funktionäre auch anders verhalten bekommt man Leute auf den Platz.

Das sieht man sehr schön beim FAVAC. Seit Saisonbeginn kommen immer mehr „alte“ Fans, die vom vorigen Obmann/Vorstand teilweise erfolgreich verjagt wurden, fahren auch immer mehr Fans auswärts mit. Dieser Trend, der sich schon bei den Vorbereitungsspielen abgezeichnet hat, fand seinen bisherigen Heimhöhepunkt gegen die Viktoria, wo hinter dem Tor handgezählte 45 ULTRAS standen und die Mannschaft anfeuerten. Damit waren wir mehr als in der Fankurve des SV Mattersburg standen. Und der spielt immerhin Bundesliga.  

Der zweite Punkt ist die aktive Mitarbeit im Verein. Man muss ja nicht gleich in den Vorstand berufen werden aber hie und da etwas Freiraum und Mitgestaltung ist ja schon etwas Schönes. Funktioniert dies, hat man wieder einige Leute dazugewonnen. Auf der anderen Seite müssen die Vereinsfunktionäre auch wollen, dass man mitmacht. Sonst passiert das, was auf den Wiener Plätzen Alltag ist: motivierte Leute – egal ob ein Fanclub, ein Nachwuchstrainer oder Kleinsponsor – werden vergrault und gehen wieder weg. In den letzten zehn Jahren sind ein Dutzend feiner Fangruppen sang- und klanglos untergegangen weil die Vereine sie nicht wollten. Die letzte der dieses Schicksal offenbar zuteil wird ist jene von Red Star.

Die Kantine. Eine gute Fussballplatzkantine, der man auch den Bezug ansieht, ist das Um und Auf eines guten Vereines. Stammtische: auch die sollte es geben. Und natürlich einige Kleinigkeiten für den Hunger nach dem Spiel. Wenn man – wie am Gersthofer Platz nicht einmal das gscheit auf die Reihe bringt braucht man sich nicht zu wundern, dass man keine Leut hat. Abgesehen von der beschissenen Anlage entlang einer Bowlinghalle mit mieser Sicht.

Wenn aber all diese Voraussetzungen da sind, kommen auch die Leute, unabhängig davon ob man gewinnt oder verliert. Wobei – je mehr Fans hinter der Mannschaft stehen, desto stärker wird sie.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Verband. Er organisiert den Meisterschaftsbetrieb und stellt die Schiedsrichter. Diese sind – in immer grösserem Ausmaß – im Mittelpunkt der Kritik. Immerhin sind die sie einzigen, die für ihre „Arbeit“ von den Vereinen bezahlt werden müssen. Daher müssen sie diese Arbeit auch gut erledigen. Wenn nun aber Spielleiter am Feld stehen, die kein Abseits kennen, Fouls einseitig pfeifen oder die Verletzung von Spielern billigend (weil nicht ahndend) in Kauf nehmen dann muss man ganz klar sagen, dass hier der Verband versagt hat. Und zwar ganz offensichtlich und direkt vor den Augen des Publikums.

Vielleicht müsste der Verband selber – der von anderen (ehrenamtlichen) Vereinsfunktionären Professionalität verlangt – endlich selbst professionell arbeiten. Und nicht nach dem Credo der Habsburger glauben, dass nur das passiert was sie wollen oder sich gerade einbilden. Verbandstatuten sind gut und wichtig, können aber die österreichische Gesetzgebung nicht aushebeln, egal ob man die Vereine auf Einhaltung obskurer Regeln verpflichtet oder nicht. Auch könnte eine transparente Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen – zuletzt jene wer denn aus Wien in die RLO aufsteigen will/kann/darf – sicher ein paar Credits mehr beim Publikum bringen, denn:

Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an.

Die ganzen Herrschaften, die sich in der virtuellen Welt so viele Gedanken darüber machen, was bei diesem und jenem Verein nicht besser sein müsste sollten ihre Gedanken in Taten umwandeln und bei besagten, kritisierten Vereinen mal aktiv werden. Denn sonst geraten sie alle in Gefahrt, als Schwätzer dazustehen.


Gründet einen Fanclub, bringt euch in die Vereinsarbeit ein – kurz: Tuats wos !