Donnerstag, 22. September 2016

Schwierigkeiten bei Red Star ?

Erklärung der Guardia Rossa zum Heimspiel gegen Hellas am 27. August 2016 und unsere Konsequenzen aus den darauffolgenden Geschehnissen:
Liebe Freundinnen und Freunde der GR14!
Liebe Freundinnen und Freunde von Red Star!
Am 27. August 2016 kam es beim Heimspielauftakt der neuen Saison an der Kendlerroad zum Kracher gegen Hellas Kagran. Wie allen antifaschistischen Fußballfans Österreichs seit langer Zeit bekannt ist, wird Hellas Kagran nicht nur vom ehemaligen 3. Nationalratspräsidenten und schlagenden Burschenschafter Martin Graf geführt, sondern tummelt sich im Umfeld des Vereins seit einiger Zeit der faschistische Grind Wiens, der dort auch kurzfristig als Fanclub unter dem Namen „Kategorie D“ in Erscheinung trat. Das Umfeld Hellas’ ist hinlänglich bekannt und kann auch hier nachgelesen werden. https://www.unsere-zeitung.at/…/hellas-kagran-der-braune-s…/
Für die Guardia stellt dieses Spiel somit seit dem Aufstieg Hellas’ in die 2. LL im vergangenen Jahr das Saisonhighlight dar. Als explizit politische und antifaschistische Kurve sind wir es mittlerweile gewohnt, Verachtung vonseiten der FunktionärInnen zu erfahren, welche ihr gesellschaftlich reaktionäres Denken mehr als einmal in der Kantine offenbart haben, wie wir uns auch damit arrangiert haben, stets mit massiven Perlustrationen beim Eingang in Empfang genommen zu werden. Da weder Vorstand, FunktionärInnen geschweigedenn die am Platz Angestellten, jene Personen sind, wegen derer wir Red Star unser Herz geschenkt haben, sondern ausschließlich die Tradition des Vereins und selbstverständlich die Mannschaft die Gründe für unseren in dieser Liga sicher einzigartigen Support liefern, konnten wir über die in den vergangenen zwei Jahren immer intensiver werdenden Repressionen einigermaßen hinwegsehen. Wir positionierten uns stets für die Mannschaft und gegen menschenfeindliche Positionen:
„Dabei werden wir in unserer Kurve keinerlei rassistische, antisemitische, antiziganistische, nationalistische, homophobe oder sexistische Töne dulden! Wir verstehen uns als Freundinnen und Freunde der traditionsreichen Wiener Fußballkultur in all seinem Facettenreichtum und werden stets gegen jegliche Diskriminierung, die sich auf Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe oder sexueller Orientierung beruft, Position beziehen. [...]
Wir möchten eine explizit antifaschistische Kurve bilden, welche auch zu gesellschaftlich brisanten Themen Stellung bezieht. Dabei bedeutet für uns „antifaschistisch“ mehr als „gegen Nazis“ sein. Dass diese Ansichten nicht bei jeder und jedem auf Sympathie stoßen wird ist uns sehr wohl bewusst, dennoch sehen wir auch den Fußballplatz als Ort des Politischen! [...]
Love Red Star – Hate Fascism!“
Dieser Auszug aus unserem stets publiken Selbstverständnis, unterstreicht nicht nur eine konsequente Linie seit unserer Gründung, sondern untermauert zudem, dass hinsichtlich unserer politischen Positionierung nie ein Hehl gemacht wurde.
Dass Spiele gegen ein Team, welches für die Akzeptanz nationalsozialistischer Ideologie in den eigenen Reihen steht, das rechte Schlägertrupps um sich schart, welche bei anderen Großclubs aufgrund ihrer Positionen bereits Stadionverbot haben, das wegen frauenverachtender Verbalgewalt bereits durch die Medien ging und in den vergangenen Jahren die gesamte Vorstands- und Funktionärsebene systematisch mit Personen aus dem blau-braunen Lager beschickt hat gerade für die Guardia Rossa eine besondere Brisanz haben, ist somit nicht nur schlüssig, sondern mehr als verständlich.
Umso unverständlicher war für uns daher das Handeln des eigenen Vereins: So wurde in Reihen der eigenen Ordner eine Person erkannt, die selbst im Umfeld einschlägiger Fanclubs beheimatet ist. Ob dies als bewusste Provokation des Vorstands zu erachten war oder schlicht dessen Unwissen über Fankultur im Allgemeinen bestätigt ist dabei vollkommen irrelevant. Fakt ist jedenfalls auch, dass – wie bereits vergangene Saison – bekannte Faschisten auf unseren Platz gelassen wurden. Diese fielen nicht nur durch Provokationen in Richtung des abgesperrten Heimblocks(!) auf, sondern wurden darüber hinaus beim Bruch des Verbotsgesetzes beobachtet. Dem Ordnerdienst war dieser strafrechtliche Gesetzesbruch vor ihren Augen nicht einmal eine Ermahnung wert.
Dies vorausgeschickt, ließ es sich natürlich auch Martin Graf nicht nehmen, durch seine Anwesenheit auf der Tribüne in unmittelbarer Nähe des gut gefüllten GR-Sektors die Emotionen hochkochen zu lassen. Hatte Graf vergangene Saison aus Angst um sein Leben noch um Polizeischutz gebeten, verweilte er dieses Mal mit einigen seiner Kameraden inmitten der Tribüne. Selbst Bitten neutraler(!) ZuschauerInnen an den Ordnerdienst, man möge Graf als provozierendes Element doch auffordern, sich wegzusetzen, wurden gekonnt ignoriert.
Dass es unter diesen Umständen zu keinen physischen Übergriffen kam ist somit ausschließlich der zurückhaltenden Besonnenheit der Guardia Rossa und ihren sie unterstützenden Freundinnen und Freunden, mit absoluter Sicherheit aber nicht dem Ordnerdienst geschuldet. Die GR fokussierte sich stattdessen auf verbale Positionierungen und das Befeiern des grandios erspielten 4:1-Erfolgs.
Nach dem Abpfiff wurde zudem bekannt, dass sich einige Personen aus dem Umfeld von ‚Unsterblich’ vor unserem Platz versammelt hatten, welche von den beim Spiel anwesenden Faschisten telefonisch beordert wurden, vor der Konfrontation aber umgehend wieder verschwanden.
Die Guardia Rossa entschied sich daher, den Heimsieg in der eigenen Kantine zu feiern, wo sie auf den gemütlich inmitten der Runde Bier trinkenden Martin Graf stieß. Dass dieser verständlicherweise von der GR aus der eigenen Kantine hinauskomplimentiert werden sollte, ist alleine insofern verständlich, als das Gedankengut derlei Personen auf unserem Platz – wie auch in der Kantine – unerwünscht ist. Wie auch andere Klubs den Ausschank an einschlägige Personen als Selbstverständlichkeit unterbinden, wurde dies vonseiten der GR ebenfalls vom Verein gefordert. Der Vorstand verweigerte diese Forderung damit, dass Martin Graf ja „nur friedlich sein Bier trinkt, während die Guardia ausschließlich provoziert.“ Auf die anschließende Frage, ob dem Verein denn drei Bier für Graf wichtiger wären, als geschätzte 100 für den eigenen Fanclub, wurde gegenüber der Guardia(!) ein Schankverbot ausgesprochen und mit der Alarmierung der Funkstreife gedroht. Die gewaltsamen Übergriffe vonseiten des Präsidenten gegenüber Mitgliedern der Guardia Rossa bilden hierbei nur eine Randnotiz. Nach minutenlangem, heftigen wie auch lautstarken Protest sah sich die Guardia gezwungen, die eigene Heimstätte zu verlassen um die Situation nicht endgültig eskalieren zu lassen.
Die bittere Erkenntnis, dass der Vorstand lieber Bier an Deutschnationale als an den eigenen Fanclub verkauft bestätigt allerdings die politische Positionierung desselben. Was derlei Personen bei einem traditionellen Ottakringer Arbeiterverein namens „Red Star“ verloren haben bleibt unklar.
Selbstkritisch muss leider angemerkt werden, dass ein Unterstützer der Guardia, welcher kein Mitglied derselben ist, im Zuge der Debatten mit den Vorstandsmitgliedern leider äußerst negativ durch sexistische Aussagen auffiel, welche auch Guardia-intern auf heftige Kritik stießen und die bereits mehr als angespannte Situation so zusätzlich intensivierten. Hier wurden vonseiten der Guardia klare und eindeutige Worte in der Nachbetrachtung an die betroffene Person ausgesprochen.
Klar ist allerdings der Fakt, dass die Guardia Rossa und alle Personen aus deren Umfeld nunmehr durch einen einstimmigen Vorstandsbeschluss mit einem Platzverbot belegt wurden. Der Vorstand schließt also eine Gruppe aus, die sich vom ersten Tag an immer wieder klar gegen Rassismus und Faschismus positioniert hat.
Der lautstärkste Fanclub der Liga wird also mit einem Platzverbot belegt, weil Martin Graf sein Bier nicht ungestört trinken konnte. Verlierer dabei ist die Mannschaft.
Bis der Vorstand wieder zur Vernunft gekommen ist, sieht sich die Guardia Rossa gezwungen, unsere Reds hinkünftig nur mehr in Auswärtsspielen supporten zu können. Dies aber umso lauter, umso lebendiger, umso kreativer!
Kein Platz dem Faschismus!
Forza RSP!

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