Mittwoch, 3. August 2016

Gegnerische Fangruppen

In der zweiten bulgarischen Liga gibt es nur wenige Vereine mit eigener Fanszene. Die beiden Zweitvertretungen von CSKA Sofia und Ludogorets natürlich, dazu noch Spartak Pleven, Botev Vratsa und Etar Tarnovo. Die anderen Vereine sind entweder zu klein oder irgendwelche schnell hochgezogene Akademien im Besitz von regierungsnahen Mäzenen.

Daneben gibt es auch noch kleine Traditionsvereine mit Anhängern aber keiner organisierten Fanbase wie bei den erstgenannten. Das ist zwar schade, erklärt sich aber daraus, dass die Vereine in Bulgarien oft von Jahr zu Jahr nicht wissen, in welcher Liga sie spielen. Der Bulgarische Fussballverband spielt hier Roulette mit den einzelnen Clubs und teilt sie nach Lust und Laune in die verschiedenen Ligen ein - je nach Geschmack und Geldfluss.

Da ist es kein Wunder wenn sich die Zuschauer abwenden und es zu keiner Fanszene kommen kann. Wobei - auch in Österreich haben in der zweiten Liga nur einige wenige Vereine überhaupt organisierte Fangruppen.

Nehmen wir nur Septemvri Sofia: ursprünglich nach dem Krieg als Zusammenschluss mehrerer kleinerer Vereine aus Sofia gegründet, feierten sie 1960 mit dem Cupsieg ihren grössten Erfolg. Dies bedeutete aber auch das vorläufige Ende des Vereines, der mit CSKA Sofia verschmolzen wurde. Erst Ende der 80er Jahre trennte man beide Vereine, Septemvri verschwand allerdings in den Niederungen des bulgarischen Fussballs. Vor einigen Jahren kam dann ein grosser Sponsor und Betreiber der besten bulgarischen Fussballakademie und führten den Verein wieder in die Zweite Liga.

Oder aus Tsarsko Selo Sofia, welcher im Jahre 2007 als FC Sofia gegründet und bald umbennant wurde. Ein reiner Akademieklub ohne grossen Anhang, der nur das Spielerpool der grösseren Vereine bildet. Da ist es kein Wunder, das sich da keiner damit identifizieren kann. Immerhin verschwinden die guten Spieler bald zu anderen Vereinen.

Auch der FC Bansko ist ein Verein ohne grosse Fanbase: er spielt mit der Lizenz des ehemaligen Vereines "Pirin 1931", welcher mit Pirin Blagoevgrad fusionierte in der zweiten Liga. Fans ? - Fehlanzeige !

Bei Levski Karlovo ist die Politik im Spiel: Der 1923 gegründete Verein spielte in den sechziger und siebziger Jahren zehnmal in der zweiten Liga, ehe er in den Niederungen verschwand. Der Führer der UDF (Union der Demokratischen Kräfte) Emil Kabaivanov übernahm den Verein und führte ihn in die B Grupa.

Auch beim FC Sozopol war der Akademiegedanke im Vordergund, schliesslich wurde der Verein in der heutigen Form erst 2008 gegründet. Fanbase haben sie nicht.

Der Vitosha Bistritsa hingegen ist der Verein des bulgarischen Premierministers Bojko Borissov, der dort immer noch seinen Spielerpass liegen hat. Die politische Komponente ist damit wohl klar, spielte der Verein doch meist in den unteren Klassen des bulgarischen Fussballs. 2012 erreichte Vitosha erstmals den professionellen Fussball.


Bei all diesen Verflechtungen - verbunden mit der Tatsache dass die Vereine vier Wochen vor Spielbeginn noch nicht wussten, wo und dass sie gegeneinder spielten bedingt ein mangelndes Interesse. Auch werden wohl kaum gute Spieler zu diesen Vereinen wechseln.